Die Buchvorstellung: Das Geheimnis der Hexen von Wellbridge

dtv junior, 20092, 5,95€

Dora und Hecky sind Schulfreundinnen, die sich bedauerlicherweise an ihrem letzten Schultag unwiderruflich verkrachen, da sie absolut identische Hüte auf dem Kopf haben.

„Die Oberseite des Hutes bestand aus kunstvoll ineinander verschlungenen Streifennattern, schwarz-rot geringelte Königsvipern schlängelten sich die Krempe entlang und eine einzelne schwarze Mamba ... hing malerisch vorne herab.“ (S. 8)

 

Die beiden Hexen, die sehr unterschiedliche Begabungen haben, trennen sich und hören jahrelang nichts voneinander. Dora kann alles, was sie berührt, in Stein verwandeln und nutzt diese Gabe dazu, böse Menschen zu Statuen zu machen und damit die Menschheit v on ihnen zu befreien. Hecky setzt ihren Knöchel ein, um Menschen in Tiere zu verwandeln. Auch sie arbeitet im Dienste der Menschheit und verzaubert böse Menschen in friedliche, liebe Tiere. Um ihr Incognito zu waren, eröffnet sie in Wellbridge ein Zoogeschäft und lebt ganz bürgerlich vom Verkauf von Hamstern und Kaninchen. Ihr Geheimnis wird gelüftet, als sie ein unsympathisches Baby in einen niedlichen kleinen Hund verwandelt und damit die beiden Babysitter in Schwierigkeiten bringt. Daniel glaubt, dass die neue Besitzerin des Zoogeschäfts in Wellbridge das Baby entführt hat und sucht die freundliche, wenn auch etwas merkwürdige Frau auf. Er bittet sie um Rückgabe des Babys, denn inzwischen haben die Eltern bereits die Polizei geholt und Daniels Freundin Sumi ist in großen Schwierigkeiten. Hecky verwandelt widerstrebend den netten Hund zurück in ein Baby; aber nun ist ihr Geheimnis entdeckt.  

»Ich möchte ja Ihr Freund werden«, sagte Daniel. Und ihm lag auf einmal wirklich sehr viel daran. »Aber ich verstehe nicht. Sind Sie et­wa ... ? Ja, natürlich, jetzt ist mir alles klar, Sie sind eine Hexe! «

Miss Tenbury-Smith goss den Tee ein, aber es war nur heißes Wasser, denn sie hatte die Teebeu­tel vergessen.

»Ich bin froh, dass du wenigstens etwas ver­stehst«, sagte sie. »Aber entscheidend ist nicht einfach nur eine Hexe. Ich bin eii die die Welt verbessern will. Ich möchte Frage stellen. Hast du jemals von einem gehört, das eine Bombe in einen Supern worfen und dabei kleine Kinder getötet hat?

 »Nein, das habe ich nicht.«

»Gut. Hast du von einem Ameisenbär gehört, der ein Flugzeug entführt hat?«

»Nein.«

»Oder von einem Hamster, der alten auf den Kopf schlägt und ihnen die Hai raubt? Hast du je einen prügelnden Hamster erlebt?«

»Nein.«

»Genau. Es ist ganz simpel. Tiere sind nicht böse. Menschen sind böse. Nun könnte man natürlich sagen, dass böse Menschen getötet werden sollten. «

»Na ja ... vielleicht ...«

»Aber Töten ist auch schlecht. Es ist böse. Und ich bin keine böse Hexe. Ich bin eine gute Hexe. Und ich tue Gutes, indem ich böse Menschen in  Tiere verwandle. «

Mit sich zufrieden lehnte Miss Tenbury-Smith sich zurück und nahm einen Schluck heißes Wasser.

Daniel starrte sie an. »Sie wollen doch nicht etwa sagen ... Sie hätten Basil in einen Hund verwandelt? In das süße kleine Hündchen? «

»Aber ja, das habe ich. Und ich freue mich, dass er dir so gut gefällt. Ich liebe Bulldoggen. Ihr Schnaufen und Schnorcheln, die breite Brust. Wenn man eine Bulldogge mit auf ein Schiff nimmt, darf man sie nicht mit dem Gesicht in den Wind stellen, weil ihre Nasen so platt sind. Sie würde keine Luft bekommen. Als ich dieses gräss­liche Baby verwandelt habe, war ich ein wenig aus der Übung. Wellbridge liegt sehr niedrig, es ist sehr feucht hier und ich wusste nicht, ob das meinem Knöchel der Macht vielleicht geschadet hat.« Sie streckte ihre linke Hand aus und zeigte Daniel eine rote Schwellung am Fingergelenk. »Wenn man Rheumatismus im Finger hat, kann das die Sache sehr erschweren. Aber es lief alles wie am Schnür­chen. Ich hab's ja eigentlich für deine hübsche Freundin getan. So ein höfliches Mädchen. Und ihre Eltern haben so einen netten Laden, in dem ein so wunderbares Durcheinander herrscht, nicht so eine langweilige Ordnung wie im Supermarkt. Die armen Kinder, hab ich mir gedacht, was für ein schrecklicher Abend wird es für sie werden.« »Schon, aber es wird noch schrecklicher, wenn die Boothroyds nach Hause kommen und Basil istweg. Das wird furchtbaren Ärger geben. Könnten  Sie also bitte Basil zurückverwandeln? Wenn Sie es überhaupt können.«

»Ob ich das könnte?«, sagte die Hexe beleidigt »Also wirklich, Daniel, das geht zu weit. Ich hätte Basil auf jeden Fall zurückverwandelt, denn Babys sind nicht wirklich böse. Um böse zu sein muss man den Unterschied zwischen gut und böse kennen, und das tut ein Baby nicht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Boothroyds zwei Nächte nicht lieber einen kleinen Hund hätten . Er ist übrigens stubenrein, musst du wissen.

»Ehrlich, Miss Tenbury-Smith. Ich bin sicher, dass sie nicht lieber einen Hund hätten.Wirklich. «

»Sehr seltsam«, sie schüttelte ihren Kopf hin und her. »Aber wenn das so ist, will ich sehen was  ich tun kann. Warte einen Moment, ich muss mich nur umziehen.« ( Seite 26-29)


Weder Daniel noch Sumi verraten etwas –im Gegenteil, sie helfen Hecky böse Mitmenschen zu entdecken. Wenn ein Mensch wirklich böse ist, bekommt Heckys Haustier, ein Wesen, das vorne aussieht wie ein Drache und hinten wie ein Wurm mit Beinen, Pickel und Beulen. Mit Hilfe des Drachenwurms entlarvt Hecky eine geldgierige Altenheimbesitzerin, die die alten Leute ausbeutet. Der Zoo von Wellbridge hat kurz darauf ein neues Warzenschwein. Auch ein Hühnerfarmbesitzer, der seine Hühner elend in viel zu engen Käfigen dahinsiechen lässt, steht auf Heckys Liste. Mit Hilfe anderer Hexen und Zauberer, die auch in Wellbridge leben, wird der Hühnerfarmbesitzer eingekreist, aber anstatt ihn in ein Okapi zu verwandeln, macht ihn Hecky zu einem Fisch – denn er wird ins Wasser gestoßen und im Wasser kann Hecky kein Okapi zaubern.

Ohne dass Hecky es weiß, ist inzwischen ihre Freundin Dora nach Wellbridge umgezogen und hat eine Steinmetzwerkstatt aufgemacht, in der sie arbeitet, wenn sie nicht gerade böse Menschen in Statuen verwandelt.

 

Und dann passiert etwas Unvorhergesehenes. Hecky verliebt sich. Mr Knacksap wird bei einem Banküberfall Zeuge, wie Hecky den Bankräuber in eine Maus verwandelt. Und er sieht seine Chance reich zu werden. Mr Knacksap ist Fellhändler und möchte, dass Hecky ihm Schneeleoparden zaubert. Deshalb macht er Hecky einen Heiratsantrag und überredet sie, mit ihm in den Lake District zu ziehen. Dort aber wünscht er sich statt der üblichen Schafe auf den Hügeln 300 Schneeleoparden. Aus den Insassen des Gefängnisses von Wellbridge soll Hecky ihm diese Schneeleoparden herstellen. Die Bekanntschaft von Heckys Freundin Dora hat der unsympathische Mr. Knacksap inzwischen auch gemacht, denn sie soll ihm helfen, überhaupt in das Gefängnis hineinzukommen, indem sie alle Aufsichtspersonen versteinert. Daniel allerdings traut Mr. Knacksap nicht über den Weg und verschafft sich Zutritt zu dessen Wohnung, wo er ein Flugticket nach Spanien findet.

Im Gefängnis läuft zunächst alles nach Mr. Knacksaps Plan, aber dann begegnen sich die Hexen, und der Heiratsschwindler  läuft um sein Leben. Die Hexen und Zauberer von Wellbridge machen Jagd auf ihn.  Boris hat seinen Heißluftballon, der mit der heißen Luft aus Politikerreden betrieben wird, startklar gemacht. Mr. Gurgle, ein Käsezauberer, der versucht, seinem Käse das Laufen beizubringen, hat sich mit Käsen als Munition versorgt. Madame Rosalia, die einmal Schönheitskönigin war, kann den richtigen Wind herstellen, und die Gartenhexe, die jedes Gemüse in Übergröße zaubern kann, ist auch mit an Bord.

Um schnell nach Hankley Hall zu gelangen, benö­tigten sie Westwind.

Daniels Eltern mochten zwar unfähig sein, ih­rem Sohn Zuneigung zu zeigen, aber als Daniel um ein Uhr morgens noch nicht zu Hause war, gerie­ten sie außer sich vor Angst. Sie riefen natürlich als Erstes die Polizei, gingen aber auch zu Sumi und zu Joe, um sich nach Daniel zu erkundigen.

Sumi und Joe waren daraufhin sofort zu Heckys Haus gelaufen, um zu sehen, ob er bei der Hexe war. Unterwegs hatten sie Mr Gurgle getroffen, der gerade die Jäger des Bösen zusammentrom­melte.

»Munition an Bord!«, rief jetzt Mr Gurgle. »Wir sind startklar! «

Boris legte die Aufnahme einer Rede des Erzie­hungsministers in den Brennstoffadapter, in dem der sagte, dass die Schüler mehr Prüfungen absol­vieren müssten - sofort schoss der schwarze Ballon in die Luft.

Mr Gurgle legte eine Kassette ein, in der der Wirtschaftsminister verkündete, dass Atommüll gut für die Fische sei - und auch der graue Ballon sauste in den Himmel hinauf.

Madame Rosalia hatte ganze Arbeit geleistet.

Der Wind blies heftig und genau in die richtige Richtung. Er blies sie nach Osten, genau nach Hankley Hall.

Mr Knacksap lief und lief ... er stolperte über Kieswege, kämpfte sich durchs Gestrüpp. Er hatte die Gasmaske weggeworfen und die Zweige sta­chen ihm ins Gesicht.

Den Hexen hatte das Gas nichts ausgemacht! Wer hätte das gedacht? Er war ganz sicher gewe­sen, dass die Hexen zusammen mit den Leoparden gestorben waren, nachdem er den Kanister gewor­fen hatte - aber eben hatte er ihre Stimmen am See gehört.

Lieber Gott, lass sie mich nicht erwischen!, flehte der Pelzhändler. Lass mich keine Laus wer­den. Und keine Statue! Und erst recht keine Sta­tue von einer Laus!

Wenn er sich doch nur irgendwo verstecken könnte, bis die Hexen ihre Suche aufgaben und nach Hause gingen. Dann konnte er die Leopar­den abtransportieren. Nat und Billy warteten am Ende der Auffahrt auf ein Zeichen von ihm.

Aber wohin nur? Wo konnte er sich vor den Frauen, die er betrogen hatte, in Sicherheit brin­gen?

Keuchend und nach Luft schnappend, am Ende seiner Kräfte, taumelte Mr Knacksap weiter, an Springbrunnen vorbei, steinerne Treppen hinunter, über Wurzeln stolpernd ...

Und dann erhob sich vor ihm eine hohe, dunkle Hecke. Natürlich, das Hankley Labyrinth! Im Os­ten wurde es langsam hell, aber da drin würde er sicher sein - hier fand ihn keiner. Sollten die He­xen versuchen, ihm hier hinein zu folgen, würden sie sich genauso verirren wie er. Ansonsten musste er nur warten, bis er sie wegfahren hörte, und dann konnte er den Ausgang suchen. In einem Laby­rinth muss man sich entweder nur nach rechts oder links halten, es war eigentlich ganz einfach.

Aber was war jetzt das? Um Himmels willen, was war das?

Über ihm hing etwas in der Luft. Ein rundes Ding ... ein Ufo! Nein, gleich zwei davon. Zwei Ufos?

»Marsmenschen!«, kreischte Mr Knacksap und irrte panisch zwischen den Hecken umher.

»Da ist er, da unten im Labyrinth«, sagte Joe. »Wir müssen etwas tiefer.«

Boris nickte und drehte den Ton leiser. In bei­den Ballons erstarb das Politikergeschwafel zu ei­nem Flüstern und die Ballons schwebten langsam

abwärts und blieben über den Eichenhecken.

»Ist die Munition bereit?«

Die Gartenhexe nickte und wuchtete c Geschoss auf den Korbrand, wo Sumi es st te und dann fallen ließ.

»Nein, nein! Lasst das! Nicht! «, schrie c händler.

Aber das unaussprechliche Ding saust( auf ihn zu - gigantisch, unförmig, absche um knapp neben ihm einzuschlagen und grausigen, knubbeligen Brocken zu übersä, da kam schon das zweite Geschoss, keir tischer Blumenkohl diesmal, sondern eit schocke, deren stacheligen Blätter blutige hinterließen, als sie seine Wange streiften.

»Verschont mich! Bitte!«, flehte Mr Kr aber da traf ihn schon eine Selleriestange Größe eines Baums mit heftiger Wucht Schulter.

Der Pelzhändler ging in die Knie und sta Gebete. Aber der Horror nahm kein En( neue Bedrohung kam aus dem zweiten >( Regen tödlicher Geschosse, rund wie Lanc schlug neben ihm ein und verströmte eim träglichen Gestank!

»Den nicht, nein!«, bat Mr Gurgle oben im Ballon. »Ich wollte ihm gerade Seilspringen bei­bringen. «

»Das lässt sich nicht ändern«, sagte Joe knapp. Er schob den runden, roten Käse auf den Korb­rand, zielte - und feuerte!

Diesmal traf er ins Schwarze. Der Pelzhändler schrie noch einmal auf und fiel um.

Zuckend lag er da, als die Hexen ihn schließlich im Labyrinth fanden.“( S. 206 – 210)

 

Die Hexen Dora und Hecky ziehen zusammen in das Häuschen, das Mr. Knacksap angeblich kaufen wollte, wo sie zusammen mit dem Drachenwurm zufrieden leben.

Beide trugen sie ihre Hüte, wegen denen sie sich vor Jahren dummerweise zerstritten hatten.Die Schlangen waren inzwischen gewachsen. Die schwarzen Mambas waren lang genug geworden,um über Heckys Augen einen aparten Doppelbogen zu bilden und sich an Doras ernste Stirn zu schmiegen.“ ( Seite 219)

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