Waldkirch: Ein Verlag stellt sich vor

Vortrag von Ralf Waldkirch

15.05.09

Im Rahmen der 15. Kulturtage Vogelstang , 6. bis 20. Mai 2009.

Vogelstang: Feudenheimer Verlag Waldkirch stellt sich im Rahmen der Kulturtage vor / Ältester noch existierender Verlag Europas

Historische Einblicke in die Buchkunst
Von unserer Mitarbeiterin Andrea Sohn-Fritsch

Die Faszination, die Bücher auf Menschen ausüben, ist nicht neu. Ob es mittelalterliche Handschriften sind, die ersten mit beweglichen Lettern gedruckten Exemplare oder auch mit modernster Drucktechnik angefertigte Schmöker. Doch damit es Bücher überhaupt gibt, braucht es Verlage. Und der älteste noch existierende Verlag Europas ist der Verlag Waldkirch mit Sitz in Feudenheim. Im Rahmen der Kulturtage Vogelstang stellte Ralf Waldkirch sein Unternehmen im Blumengeschäft "Lebensgarten" im Einkaufszentrum vor.

Start in Basel
Die Anfänge des Verlages datieren ins Jahr 1542 zurück, als der Italiener Peter Perna vor der Inquisition floh und sich in Schaffhausen/Basel niederließ. Basel war damals eine Hochburg des Verlagswesens, da sich einige Schüler Johannes Gutenbergs dort niedergelassen hatten und es außerdem eine bedeutende Universität gab. Pernas Tochter heiratete den Adligen Conrad von Waldkirch, der ebenfalls im Druck- und Verlagsgewerbe tätig war und das Adelsprädikat ablegte, weil er der Meinung war, dass dies sich für einen Drucker nicht gezieme. In den Jahren von 1542 bis 1600, so hat Ralf Waldkirch herausgefunden, wurden in diesem Verlag über 1000 Werke verlegt, eine für die damalige Zeit und die vorhandene Technik enorme Leistung. Allein 78 Werke von Paracelsus waren darunter, außerdem die weltweit erste Miniaturausgabe des Neuen Testaments, ein Büchlein, das Ralf Waldkirch im Original dabei hatte und das vom Publikum richtiggehend bestaunt wurde wegen seiner zierlichen Schrift.

Im Jahr 1870 taucht der Verlag Waldkirch erstmals in unserer Gegend auf, und zwar in Ludwigshafen. Inzwischen hatte man sich auf das Verlegen mundartlicher Werke spezialisiert, Lina Sommer war eine der bekannten Autorinnen des Verlags. Und auch der Zeitungsdruck wurde zum wirtschaftlichen Standbein des Verlages. "Vor rund 100 Jahren arbeiteten über 1000 Mitarbeiter in den Druckereien", erzählte Ralf Waldkirch. Neben der großen Druckerei in der Ludwigshafener Amtsstraße gab es eine Niederlassung im Mannheimer Quadrat H 2, die den Zweiten Weltkrieg beinahe unbeschadet überstanden hatte und nach dem Krieg zu einer der wichtigsten und größten Druckereien wurde.

Regionale Themen
Heute hat der Verlag Waldkirch - zeitweise hieß er auch DDV (Deutsches Druck- und Verlagshaus) - mit dem Zeitungsdruck nichts mehr zu tun. Waldkirch hat sich vielmehr auf Themen und Autoren aus der Region beschrankt: Die Geschichte des SV Waldhof wurde bei Waldkirch ebenso verlegt wie ein Bildband über den Waldpark, das Feudenheimer Ortsfamilienbuch oder der "klääne Kurpälzer Opernführer". Auch das Buch "Mannemerisch" vom "Schmitte Franz", ein Flohmarktführer für die Region oder gerade jüngst ein Kochbuch von "Da Gianni" und eines vom "Prinz Carl", dem legendären Odenwälder Restaurant in Buchen. "Wir wollen kein bundesdeutscher Verlag sein, der Massenprodukte herausbringt", erklärte Ralf Waldkirch die Philosophie seines Verlages. Ihm ist es wichtig, dass in seinem Verlag Informationen für die Nachwelt erhalten bleiben und dass es nach wie vor Bücher zum "Be-greifen" gibt. Das Publikum nutzte im Anschluss an den Vortrag die Gelegenheit, dem Verleger Fragen zu stellen.

Mannheimer Morgen
15. Mai 2009



   







Zur Online-Buchhandlung

Über 450.000 Bücher online bei Waldkirch bestellen

Glückwunschkarten

Ausdrucksstarke Postkarten, die für Aufsehen sorgen!

Zum Waldkirch Verlag

Besuchen Sie direkt unseren Verlag mit regionalen Autoren und Bücher mit regionalen Themen.

Newsletter anfordern

Das Aktuellste über alle Veranstaltungen, den Verlag und die Buchhandlung