Buchvorstellung: Lasky, Kathryn – Die Legende der Wächter/Die Entführung

Ravensburger  Buchverlag 2010

14.95€    ab 10 Jahren

 

Soren, eine noch nicht flügge Schleiereule, wird von seinem brutalen Bruder aus dem Nest gestoßen und von einem riesigen Uhu in das Sankt-Ägolius-Internat für „verwaiste“ Eulen entführt.

Soren träumte von Zähnen und pochenden Mäuseher­zen, als er im Halbschlaf ein leises Rauschen dicht über seinem Kopf vernahm. „Mama! Papa!", entfuhr es ihm.

Sein Leben lang würde er diesen Ausruf bedauern, denn auf einmal zerriss ein schriller Schrei die Nacht. Soren spürte, wie sich große Krallen um ihn schlossen. Schon wurde er hochgehoben und in die Lüfte entführt. Sie flogen schnell, schneller, als man sich vorstellen konnte, schneller, als Soren je zu träumen gewagt hatte.

Seine Eltern flogen nie so schnell. Er hatte sie oft dabei beobachtet, wie sie von der Höhle losflogen oder dorthin zurückkehrten. Sie segelten erst ein Stück im Gleitflug, dann schraubten sie sich in wunderschönen, trägen Kreisen empor. Doch jetzt sauste die Erde nur so unter Soren vorbei. Der Wind fuhr ihm unter die Dunen und pikte ihn in die Haut. Der Mond wälzte sich hinter dicken Wolken hervor und tauchte die Welt in schaurig bleiches Licht. „ ( Seite 39 – 40)

Soren bekommt eine Nummer verpasst und soll „mondwirr“ gemacht werden. Man zwingt die Eulenkinder im Mondlicht herumzumarschieren und ihre Namen vor sich hin zu sprechen. Mit der Zeit vergessen die kleinen Eulen so ihre Namen. Soren tut sich mit einem kleinen Eulenmädchen zusammen. Gylfie ist wenig älter als Soren. Die beiden entdecken, dass man dies vermeiden kann, indem versucht, das Mondlicht zu vermeiden und vor allem auch nicht den eigenen Namen zu murmeln.

Nach und nach lernen Gylfie und Soren andere grausame Methoden der Killereulen kennen. Man darf z.B. keine Fragen stellen. Tut man es dennoch, so gibt es eine „Lachbehandlung“. Der Bestrafte wird so laut ausgelacht, dass er am Ende ohnmächtig wird. Auch Soren wird auf diese Weise bestraft und als er auf der Krankenstation aufwacht, sind ihm auch noch die Flugfeder ausgerissen. Soll-nicht-fliegen ist eine weitere Maßnahme in dem sog. Internat.

 

Auffällig ist auch die Antriebslosigkeit der anderen Eulen. Nachts wird ihnen von Vampir-Fledermäusen Blut ausgesaugt, so dass sie zu schwach sind zum Fliegen und vor allem auch gar nicht mehr fliegen wollen.

 

Die beiden Freunde werden in eine gemeinsame Gruppe versetzt und arbeiten im Gewöllorium. Dort wird das Gewölle, d.h. die unverdaulichen Nahrungsreste, welche die Eulen herauswürgen, sortiert nach Knochen und Zähnen, nach Fell und Federn und nach Tupfern. Was es mit den Tupfern auf sich hat, erfährt man erst im 2. Band. Es handelt sich offenbar um magnetische Partikel, die dazu führen, dass damit infizierte Eulen den Verstand verlieren. Die bösen Eulen wollen mithilfe der Tupfer die Weltherrschaft erringen.

 

Gylfie und Soren finden noch zwei weitere Eulen, die nicht mondwirr sind, sondern sich nur verstellen. Hortense ist zum Brüten gestohlener Euleneier abgestellt und rettet mit Hilfe von zwei Adler immer wieder einzelne Eier, bis ihr zwei Aufseher auf die Schliche kommen und sie töten. (Im 2. Band taucht sie wieder auf, hat also den Anschlag überlebt.)

 

Eine zweite Eule, die nur teilweise mondwirr gemacht wurde, bringt den Eulenkindern das Fliegen bei. Gylfie ist bereits flügge, aber Soren muss es noch lernen, denn die beiden wollen fliehen. Seine Hilfe bezahlt Grimbel mit dem Leben.

Soren träumte von Zähnen und pochenden Mäuseher­zen, als er im Halbschlaf ein leises Rauschen dicht über seinem Kopf vernahm. „Mama! Papa!", entfuhr es ihm.

Sein Leben lang würde er diesen Ausruf bedauern, denn auf einmal zerriss ein schriller Schrei die Nacht. Soren spürte, wie sich große Krallen um ihn schlossen. Schon wurde er hochgehoben und in die Lüfte entführt. Sie flogen schnell, schneller, als man sich vorstellen konnte, schneller, als Soren je zu träumen gewagt hatte.

Seine Eltern flogen nie so schnell. Er hatte sie oft dabei beobachtet, wie sie von der Höhle losflogen oder dorthin zurückkehrten. Sie segelten erst ein Stück im Gleitflug, dann schraubten sie sich in wunderschönen, trägen Kreisen empor. Doch jetzt sauste die Erde nur so unter Soren vorbei. Der Wind fuhr ihm unter die Dunen und pikte ihn in die Haut. Der Mond wälzte sich hinter dicken Wolken hervor und tauchte die Welt in schaurig bleiches Licht. Soren hielt Ausschau nach der Bruthöhle, aber die Bäume verschwammen zu dunk­len Flächen, dann wurde der ganze Wald von Tyto immer kleiner. Soren ertrug es nicht länger, nach unten zu schauen. Er wagte einen Blick nach oben.

Als Erstes sah er die ungewöhnlich dicht und strup­pig befiederten Beine des fremden Eulenmännchens. Er ließ den Blick höher wandern. Die Eule war riesen­groß ... War das überhaupt eine Eule? Über den Augen des Vogels sprossen zwei lange Federbüschel, die einem zusätzlichen Flügelpaar glichen. Soren dachte eben, dass er noch nie so einer seltsamen Eule begegnet war, da blinzelte das Eulenmännchen und senkte den Blick. Es hatte gelbe Augen! Solche Augen hatte Soren noch nie gesehen. Seine Eltern und seine Geschwister hatten dunkle, fast schwarze Augen. Die Freunde seiner El­tern, die gelegentlich auf einen Schwatz vorbeigeflogen kamen, besaßen braune Augen, teils mit goldenem Schimmer. Aber gelbe Augen? Hier stimmte doch etwas nicht ... Nein, hier stimmte etwas ganz und gar nicht!„Da staunst du, was?" Das fremde Eulenmännchen blinzelte ihn an, aber Soren brachte kein Wort heraus. Darum fuhr sein Entführer fort: „Es ist immer dasselbe mit euch Bewohnern von Tyto. Ihr bekommt nur eures­gleichen zu Gesicht - gewöhnliche Schleiereulen, eine so unbedeutend wie die andere und alle gleich."

„Stimmt gar nicht", sagte Soren. „Widersprich mir gefälligst nicht!"

„Ich kenne Gras-Schleiereulen, Masken-Schleiereu­len und Ruß-Schleiereulen. Die besten Freunde meiner Eltern sind Gras-Schleiereulen." ( Seite 200)

 

Die Flucht der beiden jungen Eulen gelingt. Sie treffen auf „Morgengrau“, ein riesiges Eulenmännchen, der nach Ga’Hoole, in das Königreich edelmütiger, freier Eulen fliegen möchte, um dort Hilfe für die bedrohte Eulenwelt zu holen. Zuvor versuchen die drei noch, die Eltern von Gylfie und Soren zu finden, aber vergeblich. Sie erfahren lediglich, dass auch die kleine Schwester von Soren aus dem Nest gestürzt wurde, aber entkommen konnte.

 So entscheiden sich die beiden kleinen Eulen mit Morgengrau das Königreich Ga’hoole zu suchen und die Eulenwelt zu retten.

Am besten verständigst du auch deine Kum­pels, Jatt. Geh ruhig ... Ich halte hier die Stellung."

„Danke schön, Grimbel, vielen Dank! Ich werde dir das nicht vergessen, versprochen. Wenn ich die Kampf­krallen-Sammelstelle leite, darfst du dir immer als Ers­ter welche aussuchen."

„Ist schon gut, Jatt. Aber jetzt lauf, du musst dich beeilen."

Kaum war Jatt um die Ecke gebogen und in dem lan­gen Gang verschwunden, rief Grimbel seine Schütz­linge. „Soren, Gylfie ... kommt! Wir haben keine Zeit zu verlieren!"

Die beiden Eulenkinder flitzten los. Als sie die Biblio­thek betraten, rangen sie erst einmal nach Luft. Aber es war nicht der Anblick der Bücher, der ihnen den Atem verschlug, und auch nicht die kleine Sammlung blank polierter Kampfkrallen, die an einer Wand hing, nein, es war der schwarze, sternenübersäte Himmel, der so nah schien, als könnte man die Kralle ausstrecken und sich einen Stern herunterpflücken. Ihre Erinnerung kehrte zurück. Die Erinnerung an Himmel und Wind ... Ja, in der Bibliothek spürte man tatsächlich den Wind. Sie waren ihrem Ziel ganz nah! Mit einem Mal strotzten sie vor Selbstvertrauen. Sie würden es schaffen!

Und dann, als sie eben die Flügel zum ersten Schlag hoben, stürmte Skench herein. Sie war in voller Rüs­tung und sah wahrhaft Furcht einflößend aus. Gewaltige Kampfkrallen prangten an ihren Füßen, eine Metallspitze verlängerte den Schnabel und glänzte im Schein des jungen Mondes, der wie eine schmale Klinge über der Bibliothek schwebte.

„Kraftvoll schlagen!", rief Grimbel. „Ihr schafft es! Selbstvertrauen! Kraftvolle Abwärtsschläge! Mit zwei Schlägen seid ihr draußen." Doch die beiden Eulenkinder konnten sich vor Schreck nicht rühren. Ihre Flügel hingen lahm herunter. Alles war aus.

Da geschah etwas höchst Merkwürdiges. Skench lief wie von einer unsichtbaren Macht gezogen gegen, krachend gegen die Wand, eine mit Kerben übersäte Wand, hinter der sich, das wussten Soren und Gylfie vom Grimbel, das Tupfenlager befand.

„Flieht! Nutzt die Gelegenheit! Der Augenblick schien tatsächlich günstig. Skench wirkte wie gelähmt, schien sich nicht vom Fleck bewegen zu können.

Gylfie und Soren schlugen mit den Flügeln, erst zaghaft, dann immer kräftiger. Sie hoben vom Boden ab. „Ihr schafft es! Euer Selbstvertrauen macht es möglich! Spürt es im Magen. Ihr seid zum Fliegen geschaffen. Fliegt, meine Kinder ... fliegt!“

 Dann ertönte ein  grässlicher Schrei, Blut spritzte empor.

„Nicht umdrehen! Auf keinen Fall umdrehen, Soren! Selbstvertrauen!“ Aber es war nicht Grimbel, der ihm das zurief. Es war Gylfie. Am oberen Rand der Schlucht mit der Bibliothek spürten sie einen warmen Luftstrom. Auf einmal war es, als hätten riesengroße Schwingen sie aufgefangen und trügen sie zum Himmel empor.

Sie drehten sich nicht um. Sie sahen nicht den zerfleischten Raufußkauz auf dem Felsboden der Bibliothek liegen. Sie hörten nicht, wie der sterbende Grimbel ein Lied anstimmte mit seiner früheren melodischen Stimme wie Glockenklang. Es war ein uralter Eulengesang: „Ich habe der Jugend Selbstvertrauen eingeflößt und ihren Flügeln Stärke. Ich habe mich geopfert, sie aber soll fliegen!“( Seite 266/267)

 

Und damit ist der Weg frei für den 2. Band „Die Wanderschaft“

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